Gert Eckel hat seine zweite Liebe an den Krebs verloren. Mit seinem Buch „Sie nennt es weggehen“ hat er ein Tagebuch des selbst bestimmten Sterbens verfasst, das anrührend und mitnehmend ist.
Es ist nicht einfach, zu wissen, dass man einen geliebten Menschen an diese heimtückische Krankheit verlieren wird, von der man bereits dachte, sie sei besiegt. Doch Hanna trifft, nachdem der Arzt ihr eröffnete, dass ihre Krebserkrankung wiedergekehrt und nicht heilbar ist, eine Entscheidung: sie wird dem Ende ihres Lebens aufrecht und selbstbestimmt entgegen gehen. Sie weiß genau, was sie zu ertragen bereit ist und wann sie der quälenden Erkrankung selbst ein Ende setzen wird.
Ihre verbliebene Zeit nutzt sie, um sich sehr bewusst von ihren Freunden, ihren eigenen Patienten als Osteopathin und ihrem geliebten Mann zu verabschieden. Rituale helfen der spirituellen Frau, sich auf das unvermeidliche Ende einzustellen.
Gert Eckel beschreibt Hannas Strategien, sich vom Leben zu verabschieden und aus der verbliebenen Zeit das beste zu machen, mit sehr großer Offenheit. Er erzählt von seinen Gefühlen, von Wut, Bedauern und Hochachtung gegenüber dieser Frau, die ihr Schicksal annimmt.
Hannas Weg erscheint dem Leser – obwohl er geradewegs in den Tod führt – lebensbejahend. Sie nimmt sich all das, was sie benötigt, um ihren letzten Lebensabschnitt aufrecht und mit Würde beenden zu können. „Sie nennt es weggehen“ zeigt, ohne anzuklagen, einmal mehr, wie wichtig es ist, dass Menschen, die an einer schweren, unheilbaren Erkrankung leiden, deren unweigerliches Ende ein qualvoller Tod ist, Hilfe und Unterstützung benötigen, eigene Entscheidungen bis hin zum Freitod treffen zu können und zu dürfen. Hannas Weg zeigt, dass es nicht nur Zuwendung und Liebe sowie Schmerztherapie sind, die bewirken, dass ein Mensch das Sterben bis zum Ende zulässt. Es ist eine Frage des Typs und Selbstverständnisses, ob man den Tod abwartet, oder ihm zu einem Zeitpunkt, wenn das Leben für einen selbst gerade noch erträglich ist, nachhilft.
Mit seinem ganz persönlichen „Tagebuch des Sterbens“ hat Gert Eckel mich ergriffen. Er beschreibt die Nöte beider Seiten, wenn das Ende so unaufhaltsam nahe ist. Ein gefühlvolles und trauriges, aber auch erleichterndes Buch, denn es zeigt, man kann selbstbestimmt sterben. Nur muss man sich dabei leider (noch?) etwas anstrengen.
Angaben zum Buch: Sie nennt es weggehen: Tagebuch eines selbstbestimmten Sterbens