Ratgeber für pflegende Angehörige

Ungefähr zwei Drittel der pflegebedürftigen Menschen in Deutschland werden in ihrem häuslichen Umfeld betreut.

Die Betreuung und Pflege erfolgte entweder alleine von Angehörigen oder unter Zuhilfenahme von Pflegediensten und anderen Anbietern der ambulanten und teilstationären Hilfe.

Hier will der Ratgeber Pflegebedürftig …und trotzdem gut betreut ansetzen. Er soll nach Angaben des Verlages und der Autorin Andrea Miske pflegenden Angehörigen helfen,

– die besten Betreuungsmöglichkeiten zu finden,
– Missstände im Pflegeheim zu durchschauen und
– die Finanzierung zu sichern.

Das Buch ist in drei Rubriken aufgeteilt:

1. Basiswissen
2. Selbsthilfe
3. Geld & Recht.

Obwohl mit dem Buch pflegende Angehörige angesprochen werden sollen, spricht die Autorin von dem „pflegebedürftigen Menschen“ oder „der Bewohnerin“.  Damit wird der Leser eher wie ein unbeteiligter Dritter behandelt. Die direkte Ansprache „Ihr pflegebedürftiger Angehöriger“ o. ä. erfolgt überhaupt nicht.Die vermeintlichen Hilfestellungen erschöpfen sich in Ausführungen und Beschreibungen, die interessierte Angehörige von Pflegebedürftigen auch in kostenlosen Broschüren finden können. Formulierungen wie „bei Vorliegen der entsprechenden Voraussetzungen“ oder die Aufforderung, Preise von Pfegediensten mit den Vergütungsvereinbarungen zwischen Pflegedienst und Pflegekasse zu vergleichen, helfen dem Laien nicht weiter. Zumal dies im Verlauf des Buches auch nicht erklärt wird.

Teilweise sind die Angaben nicht korrekt, z. B. wenn behauptet wird, dass sich das Angebot von Tagespflegeeinrichtungen erheblich unterscheidet, im Beispiel dazu aber die Pflichtleistungen einer Tagespflegeeinrichtung aufgezählt werden.

Die Verhinderungspflege, die ein wichtiges Angebot der Pflegeversicherung zur Entlastung von pflegenden Angehörigen ist,  wird dagegen gar nicht erwähnt.

Ab Seite 36 bis Seite 144 wird ausschließlich die Problematik der Heimpflege beleuchtet. Hier wird der Schwerpunkt vor allem auf Missstände gelegt. Allerdings verzerrt die Autorin m. E. die Heimpflegesituation dadurch. Natürlich gibt es Missstände in Heimen.

In einem Angehörigenratgeber aber den Schwerpunkt auf solche Missstände bzw. Pflegemängel zu legen, erscheint kontraproduktiv. Die Leserin oder der Leser erfährt so vor allem, dass Heimpflege nur funktioniert, wenn Angehörige sich erheblich einschalten und Massnahmen ergreifen, die sie letztlich überfordern, z. B. sich die Behandlungspflege demonstrieren und erklären zu lassen, um die ordnungsgemäße Ausführung zu kontrollieren.

Wie sollen z. B. mit der häuslichen Pflege überlastete pflegende Angehörige da noch den notwendigen Schritt zur Heimpflege gehen können? Zudem überfordern die gegebenen Tipps auch viele Angehörige.

Der Ratgeber ist in seinen Aussagen leider nur oberflächlich. Eine echte Hilfestellung für pflegende Angehörige ist er nicht.

Examinierte AltenpflegerInnen, die ihre Ausbildung vor 2003 gemacht haben, dürften sich durch die undifferenzierten Ausführungen auf Seite 52 – 53 herabgesetzt fühlen.

Angaben zum Buch: Andrea Miske: Pflegebedürftig …und trotzdem gut betreut,TRIAS, ISBN 978-3-8304-3440-5, 17,95 €.

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