Zwei Töchter erzählen ihr „Vater unser“

Es ist schon lange her, dass ich ein Buch aufgeschlagen und beinahe in einem Zug (letztlich waren es zwei Züge, weil ich zwischendurch einfach auch mal schlafen musste) ausgelesen habe. Die beiden Autorinnen von „Vater unser“ haben es geschafft mich zu fesseln.
Mit einer guten Portion Humor und der notwendigen Empathie erzählen zwei Töchter, wie sie das Altern und „schräg werden“ ihrer Väter erleben – und wie die Veränderungen bei den Vätern das Leben und Denken der Töchter verändert.

Lydia und Lara erzählen, wie ihre Väter früher, als sie noch Kinder waren, waren und was aus ihnen, im Rentenalter geworden ist. Die Väter haben ungewöhnliche Lebensläufe, die letztlich für ihre Töchter zu besonderen Schwierigkeiten führen. Der eine Vater ehemals süchtig. Mit der Möglichkeit, sich all die Rauschmittel, die es in der Apotheke gibt, selbst zu verordnen. Beruflich doch erfolgreich und deshalb mit guter Rente, aber im Rausch gekündigten Versicherungen – was natürlich erst auffällt, als er die Versicherung braucht.

Der andere ein Tausendsassa, der optimistisch einmal mit mehr, öfter jedoch mit weniger Erfolg seine Geschäftsideen verfolgt. Letztlich auf Mallorca lebt und dort verarmt und in Deutschland mit der „freundlichsten“ Sozialamtsmitarbeiterin zusammentrifft, die man sich wünschen kann.  😉

Die beiden Autorinnen erzählen abwechselnd von ihren Erfahrungen mit ihren Vätern und vor allem, wie sie mit deren zunehmender Hilfsbedürftigkeit und Hilflosigkeit umgehen müssen.
Das tun sie aber keineswegs jammernd oder klagend. Nein, sie nehmen das gelebte Leben und das dazu gehörige Ergebnis an und beschreiben es. Genauso, wie sie ihre Gefühle beschreiben. Und hier treffen die Autorinnen den Leser, der sich vielleicht um seine eigenen Eltern sorgt oder bereits selbst ähnliches erlebt hat. Es macht Spaß den Geschichten zu folgen, denn es sind keine alltäglichen Lebensläufe, die diese Väter haben. Und es sind auch keine alltäglichen Töchter, die ihre Geschichten erzählen.

Dem Buch tut es sehr gut, dass hier nicht einfach nur zwei Töchter sich ihre Last von der Seele schreiben, wie man es durchaus häufiger antrifft. Es erhöht den Lesespass ungemein, dass die Geschichten von zwei Frauen erzählt werden, die das Handwerk Schreiben gelernt haben. Ein lesenswertes Buch, das Einblicke erlaubt, was passieren kann, wenn Eltern Hilfe brauchen. Doch trotz des ernsten Themas ein nettes Lesevergnügen bereitet.

Angaben zum Buch: Vater Unser: Wie unsere Väter zu Sorgenkindern wurden – zwei Töchter erzählen

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