Bloß keine halben Sachen

Florian Sitzmann schreibt (s)ein Rollstuhlmärchen über Deutschland. Als Teenager hat er bei einem Motorradunfall beide Beine verloren. Seither sitzt er im Rollstuhl.
Mit seinem Buch „Bloß keine halben Sachengibt er dem Leser einen überraschenden Einblick in die Welt eines Rollstuhlfahrers.
Wobei, diese Formulierung ist schon ein Fehler. Denn Florian Sitzmann lebt nicht in der Welt eines Rollstuhlfahrers. Er lebt in unserer Welt, einer Welt von Menschen, die sich auf zwei Beinen fortbewegen können.

Schnell erkennt der Leser, dass nicht die Behinderung das eigentliche Problem von Sitzmann ist, sondern die Tatsache, dass wir bzw. unsere Welt nicht auf „rollende Menschen“ eingestellt sind. Denn ein normales Leben im Rollstuhl wäre sehr gut möglich, wenn wir die Umgebung so anpassen würden, dass man in allen Situationen auch problemlos mit einem Rollstuhl zurecht kommen kann. Uns „Zweibeiner“ würde das nicht behindern – im Gegenteil. Sicher würde auch für uns manches einfacher.

Der „halbe Mann“ zeigt uns mit seinem Buch, welche Probleme wir ihm und allen mit ähnlichen Handicaps mit unserer Gedankenlosigkeit bereiten. Dabei ist er keineswegs vorwurfsvoll oder gar wehleidig, nein, er hat Verständnis dafür, dass wir nicht auf Menschen wie ihn eingestellt sind. Aber er wünscht es sich – berechtigterweise – anders.

Florian Sitzmann öffnet uns die Augen dafür, dass wir erst einmal die Barrieren in unseren Köpfen abbauen müssen, um Menschen mit Handicap wirklich an bzw. in unserer Welt teilhaben lassen zu können.

Das Buch ist ein Lesetipp für alle, die nicht glauben dass ein Leben mit Behinderung auch lebenswert und glücklich sein kann. Die Lektüre ist vor allem für gesunde Menschen eine Bereicherung. Endlich gelingt es, sich ohne schlechtes Gewissen in die Lebenssituation eines Behinderten hinein zu versetzen. Aber auch Menschen mit Handicap, die ihre Situation noch nicht annehmen können, können etwas lernen: es lohnt sich, das Leben in jeder Lebenssituation positiv anzugehen.
Sitzmann gelingt es, den Leser mit einer guten Portion Humor und Sachlichkeit für sein Thema zu interessieren und ihn zu fesseln. Deshalb meine Empfehlung: lesenswert!

Angaben zum Buch: Bloß keine halben Sachen: Deutschland – ein Rollstuhlmärchen


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